Freitag, 14. September 2012

Risiko und Komplexität - Optimismus und Verdrängung

Eigentlich wollte ich diesen Artikel ehr in die Reihe "die emotionale Maschine Mensch" bringen, aber der Artikel von Beate Reszat
"Die Finanzaufsicht komplexer Märkte – ein Frisbee-Spiel"

http://carta.info/48294/die-finanzaufsicht-komplexer-markte-ein-frisbee-spiel/
zeigte auf, dass ich den Artikel vielleicht doch ehr diesem Thema widmen sollten.
Risiko und Komplexität des Marktes, ergeben sich aus den menschlichen Ureigenschaften: Optimismus und Verdrängung.

Sie sagte ja zurecht, dass nicht nur die Banken das Problem darstellen, sondern auch die Marktteilnehmer. Der Markt ist im Endeffekt nichts anderes als die Entscheidungen, Hoffnungen, und Befrüchtungen aber Millionen von Menschen. Dazu kommen noch die Algos, und ihre Programmierung. Der Flügelschlag des Schmetterlings, kann in dem Fall sogar ein Fehlerhafter Trade von Algos sein, den wir als Black Swan kennengelernt haben. Die Trader real können da nicht zwischen Maschine und Mensch unterscheiden, und werden darauf reagieren, ebenso die Algos. Und so kann ein fehlerhafter Trade, den wir mal dann als Schmetterlingsflügel betrachten, einen Sturm entfachen. Ebenso beeinflussen auch die Ratingagenturen den Mark. Sei es nun, in dem die Algos entsprechend reagieren, weil sie nicht anders können, oder die Marktteilnehmer, weil sie dem Rating glauben.
Hier ein paar Studie dazu.

"Financial black swans driven by ultrafast machine ecology"
http://arxiv.org/abs/1202.1448/

"Die Macht der Meinungsmacher – Wie Ratingagenturen staatliche Verschuldungsdynamiken beeinflussen (können)"
http://www.oekonomenstimme.org/artikel/2012/08/die-macht-der-meinungsmacher--wie-ratingagenturen-staatliche-verschuldungsdynamiken-beeinflussen-koennen/

Nun komme ich aber zu dem eigentlich Teil des Artikels.
Optimismus und Verdrängung sind der Teil des Menschen. Sie sind konstante Größen, in einem komplexen Netzwerk/Ökosystem, als dem man den Markt sehen kann. Optimismus führt zur Selbstüberschätzung, und damit zu riskanten Handeln.
Sei es nun der CEO, der denkt, dass er die Fusion entgegen dem Trend doch super hinbekommt, obwohl nachweislich mehr als 50% aller Fusion mehr geschadet haben, als genützt. Oder das ein Marktteilnehmer glaubt, er muss dabei sein, und auch ein Stück vom Kuchen holen. Gerade die Ups und Downs an der Börse spiegeln da Euphorie und Depression wieder. Dazu kommen aber auch Priming-Effekte, wie ich hier
"Priming - Die Macht des Unbewussten"
http://malkurznachgedacht.blogspot.de/2012/09/priming-die-macht-des-unbewussten.html
erklärte.

Das alles wäre nicht schlimm, wenn es den nicht immer, und immer wieder passieren würde. Und da kommt die Verdrängung ins Spiel. Schlechte Zeite enden irgendwann, und damit wächst auch wieder das Risiko. Wirkliches Lernen, wie man da immer denkt, findet dort eigentlich nicht statt. Es sind immer dieselben Verhaltensmunster, die zu diesen Turbulenzen führen. "Dies mal ist alles Anders!" heißt es dann so schön. Nur ist da eben nichts anders. Ob bei einer Immobilienblase, Rohstoffblase, oder im Falle der jetzigen Krise...  
"Dieses Mal ist alles anders: Acht Jahrhunderte Finanzkrisen"
http://www.amazon.de/Dieses-Mal-ist-alles-anders/dp/3898795640

Von daher gibt es auch Konstanten in einem so dynamischen System. Man muss sie nur Früh genug erkennen, und entsprechend gegensteuern..
Wie das aussehen könnte, darüber kann man aber gerne streiten..

2 Kommentare:

  1. Gefällt mir grundsätzlich sehr der Beitrag. Und möglicherweise sind Optimismus und Verdängung (notwendige? überlebensnotwendige) Teile der menschlichen Natur und sie sind vielleicht evolutionsbedingt (Mit der Evolution können wir ja immer wunderbar erklären, was wir nicht so genau wissen).
    Um nicht „falsch“ optimistisch zu handeln, müssten wir dann immer fragen, wann und in welchen Situationen dieses Verhalten angebracht ist (Kahneman: Schnelles Denken, langsames Denken). Dann könnten wir tatsächlich eventuell gegensteuern.Aber leider zeigt Kahnemann auch auf, dass wir immer wieder das schnelle "Denken" vorziehen.
    Selbst wenn wir uns immer den Aussagen Kahneman bewust wären, wird eine praktische Umsetzung nie bei allen Marktteilnehmern möglich sein. Aber schon die Forderung selbst, alle Menschen sollten immer wieder abzuwägen, ob "schnelles oder langsames Denken" die sinnvollere Lösung bietet, ist illusorisch und nicht machbar ( es gibt ja mehr relevante Lebensbereiche als Finanzen).
    Wenn nicht "alle" Menschen dieses Verhalten erbringen können, wäre zwar die Forderung angebracht, dass wenigsten die Profis ( wie zB Anlageberater, Politiker, Medien etc.) entsprechend denken und argumentieren sollten. Aber deren Einfluss wird immer beschränkt sein, weil Optimismus und Verdrängung Teil der menschlichen Natur ist.
    Ich vermute, wir bewegen uns da in einem Kreis. Was aber nach jeder –kaum zu vermeidenden Blase- positiv wirkt, ist dann der Optimismus.
    In Hinblick auf die vergangenen Zeiten seit 2008 gebe ich aber zu, dass mein bisheriges etwas fatalistisches Fazit unbefriedigend ist, denn dazu war die –noch nicht gelöste- zu existentiell. Ja, die Diskussion muss weiter geführt werden.

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  2. Weder Optismismus noch Verdrängung sind gerundsätzlich Schlecht. Eher sind sie notwendige Bestandteile, die wir im Leben brauchen. Problematisch wird das ganze nur, wenn der Lerneffekt ausbleibt. Und das sehe ich zZt. Lerneffekt = 0.
    Werde gleich noch eine Artikel schreiben, und das ganze mal an einem Bsp aufzeigen, dass in den nächsten Jahr wohl 100%ig wieder für eine Blase sorgen wird... Es hat alles potential dafür, wenn die Verdrängung der Risiken wieder einsetzt, und sich strukturell nichts verändert.

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