Donnerstag, 20. September 2012

Das Erinnernde Ich - Trauma Warum vergessen auch ein Segen sein kann

Ich hatte ja im letzten Artikel über die dynamischen Prozesse beim Erinnern geschrieben. Das das ganze durchaus nützlich ist, hatte ich dabei erstmal nicht erwähnt, sondern nur aufgezeigt, wie es funktioniert, und was sich für Fragestellungen da eigentlich ergeben.
Die Struktur hat aber auch einen Sinn. Als wir noch als kleine Populationen durch die Gegend zogen, waren wir ständig Gefahren ausgesetzt. Wir waren da nicht nur die Jäger, sondern auch die Beute. Das sowas natürlich seine Spuren hinterläßt, ist da nur Folgerichtig. Demzufolge hilft uns die dynamische Speicherung auch bei der Verarbeitung von Traumata.
Nun sind wir heute keine Jäger und Sammler, aber Gewalt, Mord, Krieg, Vergwaltigung, oder auch Erpressung, bzw Mobbing usw. kommen auch heute noch vor, und erzeugen großes seelisches Leid.

Vor solchen Erlebnisen ist niemand gefeilt. Und gerade wo wir uns nun wieder in Kriegen befinden, und damit auch mit traumatisierten Soldaten umgehen müssen, sollte wir das wieder ins Blickfeld rücken. Aber auch Polizisten, Feuerwehrleute, Notärzte, sind Berufsgruppen, die schon von Ihrer Arbeit her, großen seelischen Stress ausgesetzt sind. Wissenschaftler haben erforscht, welche Faktoren, im positiven, wie negativen uns beeinflussen mit der PTSD (nicht) fertig zu werden.

Einer der wichtigsten Faktoren ist Soziales Umfeld.
Ist dies Intakt, und bietet Stabilität und Verständnis, hilft das Traumaopfer bei der Verarbeitung. Wieso ist das so wichtig? Dies hatte ich an der Studie ja gezeigt.
Ist eigentlich logisch, da man öfter von seinem Erlebnisen erzählt, und sich erinnert, verändert man Stück für Stück die Erinnerung. Traumopfer neigen zur Verdrängung, und das ist ein naürlicher Instinkt. Nur bleibt dann die Erinnerung logischerweise da. Man verarbeitet sie nicht. Gleichzeitig bietet die Soziale Interaktion auch ein Umfeld, in dem man sich nach so einem Erlebnis geborgen fühlt. Das Gefühl nicht allein zu sein ist dabei sehr wichtig.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist aber auch die Persönlichkeit. Persönlichkeiten, die in Gefahrensituationen auf kooperation und Gemeinsame Problemlösung setzen, neigen weniger dazu PSTD zu entwickeln, bzw werden leichter mit ihr fertig. "Rambo" Typen bzw Egoisten, oder Leute, die von der Gruppe getrennt sind, haben dagegen eine hohe Wahrscheinlichkeit das PSTD bei Ihnen schwerer wird. Allein, isoliert will niemand sein. Das tiefe Bedürfnis zu einer Gruppe zu gehören, bzw in ein soziales Netz integriert zu sein, ist in dem Fall Lebenswichtig. Mobbing also das isolieren von der Gruppe, ist daher auch so Hart. Mobbing ist seelische Folter. 
Mobbingopfer haben durch die Erfahrung das Gefühl allein und Wertlos zu sein. Aber das wäre ein Thema für sich.

Weitere Faktoren sind Glauben/Religion. Denn wenn das Leben nur aus Gewalt, Mord und Tod besteht, dann sehnt man sich einen Ort, wo das nicht so ist. An ein höheres Wesen das in einer Ungerechten Welt für Gerichtigkeit sorgt und das man all das Leid nicht umsonst ertragen hat. Jede unglaubliche seelische, wie körperliche Anstregungen erträgt man leichter, wenn man glaubt, dass es dannach besser wird.
Ebenso ist ein starkes Gefühl, das Schicksal selbst in der Hand zu haben, die Dinge zu kontrollieren, wichtig um PSTD nur gering zu bekommen.

Eigentlich Ironisch.
Prinzipiell neigen wir Menschen dazu das wir das Schicksal selbst bestimmen wollen, aber praktisch haben wir es selten in der Hand. Aber der Glaube, das wir alles meistern können, hilft uns dennoch mit den Unwegbarkeiten des Alltags fertig zu werden. Daher zeigt das ganze nicht nur auf, dass wir Soziale Wesen sind, sondern eben auch das ein Soziales Netzwerk so wichtig ist. Weder sind wir Rational, noch egoistisch. Sie sind ein Teil von uns, aber nicht der Teil auf den es eigentlich an kommt.

Hier noch etwas Literatur.
"Nachdenken macht egoistisch
In spontanen Situationen reagieren Menschen kooperativer als mit Bedenkzeit"
http://scinexx.de/wissen-aktuell-15153-2012-09-20.html

"Traumatherapie
Die seelischen Verletzungen heilen"

http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=34842

"Beeinflussende Faktoren,
welche die Entwicklung einer posttraumatischen Belastungsstörung vermeiden oder begünstigen."

http://www.lebensgeschichten.org/trauma/trauma02.php

"Your memory is like the telephone game—Each time you recall an event, your brain distorts it"
http://medicalxpress.com/news/2012-09-memory-gameeach-recall-event-brain.html

"How Social Interaction and Teamwork Led to Human Intelligence"
http://old.richarddawkins.net/articles/645694-how-social-interaction-and-teamwork-led-to-human-intelligence

"Zerstört die Globalisierung die sozialen Bindungen des Menschen?"
http://www.oekonomenstimme.org/artikel/2012/09/zerstoert-die-globalisierung-die-sozialen-bindungen-des-menschen/

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