Mittwoch, 26. September 2012

Verlustaversion - Warum Veränderungen so schwierig sind

Bei meinem vorletzten Blogeintrag und auch auf Twitter entstand eine Diskussion, dass man als Politiker garnicht soviel Veränderungsspielraum hat.
In diesem Artikel:
"Von 2008 zu 2012 - Wo stehen wir in der Eurozone?"
http://malkurznachgedacht.blogspot.de/2012/09/von-2008-zu-2012-wo-stehen-wir-in-der.html
hatte ich ja aufgezeigt wie weit wir mittlerweile gekommen sind, bzw.auch angemerkt das das langsame handeln wohl eher Krisenverschärfend war.

Als Politiker ist man da durchaus in einem ziemlichen Dillema.
Ich glaube schon das die Politiker ahnen, dass ihre langsame Krisenbekämpfung ehr Kontraproduktiv ist, aber der große Wurf mit großen Risiken behaftet wäre.
Auch spielen dabei Eigeninteressen eine Rolle.
Derzeit haben die Nationalstaaten sehr viele Kompetenzen, die bei der EU besser aufgehoben wären. Nur Kompetenzen gibt man ungern ab.
Da spielt die Verlustaversion eine große Rolle.

Nehmen wir mal das aktuelle Beispiel der europäischen Bankenaufsicht.
Derzeit haben wir mit BAFIN, sowie der Bundesbank  zwei Organe die die Banken und Finanzmarkt überwachen. Und das hat jeder Staat, der Teil der Eurozone ist.
Diese Leute würden natürlich Teilweise mit in die neue Kontrollinstanz übernommen, aber andere nicht. Hätte man das mit einem großen Wurf gemacht, hätte das natürlich widerstand bedeutet. So hatte man Zeit, dass sich die Leute dran gewöhnen, und kann einen langsamen Übergang schaffen. Und natürlich brauch sowas auch Zeit um aufzubauen.Der Gewöhnungseffekt.

Das Bedeutungsverlust weh tut, merkt man übrigens auch schön an der Bundesbank selbst. Seit es die EZB gibt, ist die Bundesbank nichts weiter, als eine Regionalstelle der Zentralbank, in dem Fall der EZB. Einen Teil warum Weidmann sich so quer stellt, könnte auch daher rühren, dass die Bundesbank eigentlich nichts mehr zu melden hat. Schon traurig für die Bank der Banken in Deutschland, dennen man noch in den 90igern den Bauchpinselte. Und die Bundesbank hatte Zeit sich an ihre neue Rolle zu gewöhnen und kommt dennoch damit nur bedingt klar, wie man sieht.

Aber Veränderungen tun uns generell weh.
Auch die Schwierigkeit bei der Umsetzung der Austeritätsprogramme liegen darin begründet. Interessant in dem Kontext, dass man als Staatschef kein Problem hat, dass die Anderen solch eine Veränderung an ihrem Volk durchführen müssen, aber man selbst davor zurück schreckt, dass bei sich um zusetzen. Derzeit haben die Südeuropäer die Arschkarte, nur zeigt mein letzter Artikel auch, dass sie es garnicht hätten müssen, wenn man damals schneller reagiert hätte.

Neben der Verlustaversion dürfte im Fall der Regierung Merkel auch etwas hinein kommen, dass auch mir nicht fremd ist. Was nicht in unsere Lieblingstheorie passt, vergessen wir ganz schnell, bzw ignorieren es. Darauf sind schon viele Fehlurteile zurück zu führen. Bestes Beispiel: "Wir haben schon soviel in ein Projekt gesteckt, da können wir es doch nicht einfach beenden, oder?"
Sei es eine Fusion, oder in dem Fall unliebsame Projekte wie Eurobonds, die nicht ins ideologische Korsett passen.
Das Eurobonds nichts anderes als Bundesanleihen für die EU sind, wird dabei ausgeblendet. Mit dem selben Recht könnte ich mich als Brandenburger zurücklehnen und sagen: "Warum soll ich für die Fehler der anderen Bundesländer haften, und Bundesanleihen akzeptieren?" Natürlich würde mich da jeder auslachen, aber vom Prinzip ist das in dem Fall nichts anderes, wie bei den Eurobonds auch.
Übrigens, ein zu kleiner, Ideologisch gefestigter Beraterstab, wie in Merkel hat, führt immer zu dieser Heuristik. Daher sollte man sich einen Beraterstab zulegen, der Vielschichtig und Kontrovers ist und man auf die Art solch einen Fehlschluß nicht begeht. Nun spielen in der Politik auch Koalitionszwänge eine Rolle.
Und wenn ich mir die Ideologen aus der FDP so ansehe, wundert es mich auch nicht mehr wirklich, warum wir bei dem ganzen so langsam sind.
Aber das wäre ein Thema für sich..

PS:
Eine neue Buchempfehlung:
gestern stolperte ich bei Recherchen über ein neues Buch.
"Die Kunst des klaren Denkens: 
52 Denkfehler, die Sie besser anderen überlassen"
http://www.amazon.de/Die-Kunst-klaren-Denkens-Denkfehler/dp/3446426825
wurde in dem Artikel besprochen:
"klares Denken"
http://faszinationmensch.wordpress.com/2012/09/14/klares-denken/
Ich werde es mir heute noch bestellen, und dann wohl ebenso eine Rezension schreiben. Vieles von dem dürfte mich nach dem Buch von Kahnemann zwar bekannt vor kommen, aber es könnte noch neue Beispiele aufweisen.

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