Montag, 11. Februar 2013

Der Wahn der Vollbeschäftigung

Laura Dornheim hat ja in Ihrem Blogbeitrag schon den Begriff "Vollbeschäftigung" seziert.
"Was heißt eigentlich Vollbeschäftigung?"
http://lauradornheim.de/was-heist-eigentlich-vollbeschaftigung/

Dies ist aber nur ein Teil des Problems.
Ich bin gespannt, was da noch in der Reihe raus kommt.
Ich widme mich in meinem Beitrag eher den gesundheitlichen bzw den psychologischen Problemen, die sich aus der Arbeitsmarktpolitik ergeben, die gerade gefahren wird um Vollbeschäftigung zu erreichen...

Vorallem die Deregulierung des Arbeitsmarktes hat sich verherrend auf die Situation der Arbeitnehmer  ausgewirkt.
Ich hatte ja schon öfter auf die Wirkung von hohen Stress im Berufsleben und Gesundheit hingewiesen.
"MORDerne Arbeitswelt - Warum Stress uns auffrisst"
http://malkurznachgedacht.blogspot.de/2012/12/morderne-arbeitswelt-warum-stress-uns.html
bzw
"Dem Individuum die Schuld geben - gesellschaftliche Probleme"
http://malkurznachgedacht.blogspot.de/2012/10/dem-individuum-die-schuld-geben.html
sind nur ein Paar Artikel, die ich in der ganzen Zeit der Thematik widmete.

Das Problem dabei sind die hohe Arbeitsdichte (VWL/BWL nennen das ganze "Produktivität")
wenig Anerkennung für die geleistet Arbeit (Geld, Lob Verantwortung)
mangelende Plannungssicherheit (befristete (ketten)Verträge, 400 €/jobs, Generation Praktikum)
und Schleifung der Sozialsysteme. Man könnte auch sagen, dass allgemein der Druck auf Erwerblose/Arbeitnehmer dazu führte, dass psychologisch Bedingt Krankheiten wie Burnout/Depression aber auch viele andere psychologisch bedingt Krankheiten inkl Sucht/Aufpuschmittel folgen dieser verfehlten Politik sind.
Die Ökonomisierung weiter Teile des Lebens der Menschen ist destruktiv.
Das fängt bereits in Schule und Studium (Kontrolling der Schule, G8, Bachelor/Master) los und geht dann im Berufsleben fort.

weitere Dinge:
"Common mental disorders, unemployment and psychosocial job quality: Is a poor job better than no job at all?"
http://medicalxpress.com/news/2012-11-common-mental-disorders-unemployment-psychosocial.html
sowie
"Stress symptoms in midlife predict old-age disability, study finds"
http://medicalxpress.com/news/2013-02-stress-symptoms-midlife-old-age-disability.html
"Permanent stress can cause type 2 diabetes in men"
http://medicalxpress.com/news/2013-02-permanent-stress-diabetes-men.html
"Ein Potpourri Ideen gegen Stress im Job"
http://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/article/813241/potpourri-ideen-stress-job.html
" Arbeitslosigkeit und Gesundheit aus sozialmedizinischer Sicht"
https://www.aerzteblatt.de/pdf/104/43/a2957.pdf

Wir denken zu wenig dran in Jobqualität, soziale Sicherheit, also in den Menschen zu investieren.
Und solange wir nur den Blick auf Zahlen, wie die Erwerbslosenquote, Beschäftigungsstand, oder Produktivität lenken und nicht mal den Blick auf das Reale Leben werfen, wird das auch so weiter gehen. Die Rechnung bekommen wir dann über steigende Sozialkosten, wie Frühverrentung, fehlende Arbeitstage, und natürlich Kindermangel serviert.
Soziale ist halt nicht was Arbeit schafft, sondern die Qualität eben dieser.
Worklife Balance, Stressreduktion sowie die Qualität des Lebens sind eigentlich Aufgaben, die wir uns widmen sollten..
Und um das zu tun, müssen wir endlich die Dogmen der letzten Jahrzehnte ablegen, die uns in den Irrsinn führten.
zu dem gehört eben auch: Produktivitätssteigerung um jeden (mensclichen) Preis.
Flexibilisierung und Prekarisierung
und eben auch der Wahn der Vollbeschäftigung.
Für eine endlich menschliche Arbeitswelt..

1 Kommentar:

  1. Das sind alles sehr gute Punkte, die ich auch immer wieder betone.

    Allerdings spricht nichts davon gegen Vollbeschäftigung an sich - es spricht eher für ein Appell, Vollbeschäftigung _bei besseren Arbeitsbedingungen_ anzustreben. Ich habe versucht, darauf ein wenig Licht zu werfen: http://www.geldsystempiraten.de/wp/die-debatte-uber-vollbeschaftigung/

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