Sonntag, 21. September 2014

Austreten ohne Nachzutreten

Hinweis: Gastbeitrag von queue, der sich immer noch keinen eigenen Blog leistet

geleakte Mail an die Landesgeschäftsstelle der Piraten SH:


Moin,

zu meinem aufrichtigem Bedauern trete ich hiermit aus der Piratenpartei Deutschland und dem Landesverband Schleswig-Holstein aus.

– Begründung (to whom it may concern, ohne Nachtreten) –

Die Piratenpartei trat mit dem Versprechen an, ein neues politisches Betriebssystem zu schaffen und inner- wie außerparteilich transparente, nachvollziehbare Entscheidungswege mit breiten Beteiligungsmöglichkeiten durchzusetzen. Nach anfänglichen Erfolgen (der Formulierung eines Grundsatzprogramms, hinter dem ich weiterhin stehe und der Bildung von 4 Landtagsfraktionen, die weiterhin gute Arbeit leisten) sehe ich seit 2012 keine Fortschritte mehr.
Es ist nicht gelungen, innerparteiliche Entscheidungsstrukturen zu bilden, die das gute Programm erweitern oder zeitnah verbindliche Positionen zu tagespolitischen Fragen erarbeiten können.
Es ist nicht gelungen, Wege zu finden, Parteipositionen der breiten Bevölkerung zu kommunizieren und zu erklären. Parteimitglieder, die diese Rolle als Sprecher und Multiplikatoren übernahmen, wurden verbrannt, beschimpft und von der Partei allein gelassen.
Es ist nicht gelungen, den bestehenden Fraktionen und Mandatsträgern unterstützend zuzuarbeiten. Die Partei in ihrem jetzigen Zustand ist ein Klotz am Bein der Mandatsträger und nimmt ihnen politische Gestaltungsspielräume, anstatt neue zu schaffen.

Ich glaube nicht mehr länger daran, dass es besser wird. Es gibt kein „Dieses Jahr müssen wir uns neu strukturieren, weil …, aber dann nächstes Jahr!“ mehr, ich kann diese Desaster einfach nicht mehr länger rechtfertigen. Es ist in den letzten beiden Jahren immer nur noch schlimmer geworden und ich sehe nicht, wie sich das in den nächsten zwei, fünf oder auch zehn Jahren ändern sollte.
Die Mandatsträger werden nach Ablauf ihrer Wahlperiode durch nichts ersetzt werden können und außerparlamentarisch ist die Partei nicht mehr kampagnenfähig.
Das Projekt Piratenpartei als ideologieübergreifende und integrierende politische Kraft, die die Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts nutzt, ist in meinen Augen gescheitert und hat seinen Nutzen verloren. Daraus ziehe ich meine Konsequenz.

Das große Ziel einer Gesellschaft, die die sich verändernden Lebensrealitäten der in ihr lebenden Menschen und die Folgen des technischen Fortschritts anerkennt und positive Potentiale freisetzt, statt sich jeder Veränderung augenschließend zu verweigern, unterstütze ich weiterhin mit meinen Kräften und Möglichkeiten.

– /Begründung –

Bitte bestätigt mir meinen Austritt oder meldet euch, wenn ihr irgendwas auf totem Baum etc. braucht.

Abschließend möchte ich mich bei allen Menschen bedanken, die ihr Engagement, ihre politische Begeisterungsfähigkeit, ihre Arbeitskraft (und teilweise auch Gesundheit), ihre Zeit und ihre finanziellen Mittel aufgewendet haben, um diese Chance zu ermöglichen (und die jetzt noch solche Mails lesen und bearbeiten müssen). Es ist schade, dass es so enden muss, aber ich bin stolz auf das, was wir gemeinsam erreicht haben. Ihr wart toll, ich liebe euch! <3

So long and thanks for all the fish,

(ehemaliges Mitglied 11357, eingetreten Juni 2009)

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